Grün in China. Schwarz im Westen.

Als ich ein Kind war und meine Hausaufgaben am Nachmittag machte, brachte meine Mutter mir oft Tee. Es gab keine Wahl; weder Grün noch Schwarz. Es gab nur Tee. Später erfuhr ich, dass es sich um schwarzen Tee aus Indien handelte.

In den letzten Jahren hat die westliche Welt grünen Tee entdeckt und, in einem viel kleineren Maßstab, auch andere seltene Sorten wie weiße und Oolong Tees. Dennoch ist Schwarztee bei weitem der am meisten verbreitete Tee in Europa und Amerika; über zehn Tasse nur eine ist ein grüner Tee.

In China passiert genau das Gegenteil. Die meisten Chinesen trinken täglich, manchmal stündlich, grünen Tee; nur eine Tasse jede zehn ist ein schwarzer Tee. 

Bai Cha Long Jing links; Zhenghe Gongfu rechts. 

 

Warum das Volk das den Tee erfunden hat während der Rest der Welt bevorzugt den vollständig oxidierten schwarzen Tee?

Es gibt zwei Hauptgründe dafür: Lagerung und große Anfrage.

Tee wurde zuerst zu Beginn des 17. Jahrhunderts von den Holländern im Westen eingeführt; die Briten kamen direkt danach. Damals wurde Tee nach Europa per Schiff transportiert; die Reise dauerte mehrere Monate. Oxidierter Tee behält besser seinen Geschmack; dagegen verlieren zarte, grüne Teeblätter sehr schnell ihren frischen und intensiven Aroma, insbesondere in feuchten und heißen Umgebungen. Die Wahl für Holländer und Brite war daher einfach; sie haben Oolongtee in Europa eingefuhrt und, gleich nach seiner Erfindung, schwarzen Tee. Die Europäer nannten schwarzen Tee alles was nicht grün aussah, ohne zwischen Oolong- und schwarze Tees zu unterscheiden.

Zwei Jahrhunderte später gelang es den Briten, Teesämlinge von China nach Indien zu bringen. Innerhalb weniger Jahrzehnte entwickelten sie einen industriellen Prozess zur Fertigung schwarzer Tees; die perfekte Antwort zur wachsende Nachfrage. Die Blätter wurden in winzige Stücke zerkleinert, gerissen und gerollt. Diese Verarbeitung ist immer noch heute die häufigste auf der Welt.

CTC-Tee umgeben von einem ganzblättrigen handgemachten Tee.

 

Tee mit der CTC-Prozess hergestellt (nach dem Englischen: Crush, Tear, Curl) ist ziemlich bitter und schwer. Gar nicht vergleichbar mit den feinen Gongfu Hong Cha, einem schwarzen Tee der aus kleinen und ganzen Blättern aus Meisterhand produziert wird. Gongfu Hong Cha war der erste schwarze Tee überhaupt; er wurde irgendwo zwischen Nord-Fujian und Jiangxi erfunden und gehört noch heute unten den besten schwarzen Tees der Welt.

Im letzten Jahrzehnt begann sich der Teekonsum in Europa und Amerika zu ändern. Man sucht immer häufiger nach raffiniertem Tee, der umweltfreundlichen angebaut und fair gehandelt wird. Hoffentlich wird sich dieser Trend weiter entwickeln. 

 

Geschriegen von Gabriele