Kalligraphie-Gaiwan

Auf den ersten Blick wirkt dieser Gaiwan beinahe unscheinbar – zurückhaltend in der Farbe, dezent in der Form. Doch bei näherem Hinsehen offenbart sich seine stille Tiefe. Die helle Glasur mildert das rohe Tonmaterial gerade so weit ab, dass sein ländlicher Charme erhalten bleibt und das Gefäß mit jeder Benutzung zu atmen scheint. Nicht zu glatt, nicht zu kostbar – einfach geerdet, ehrlich und wunderbar haptisch.

Die handgemalten Pinselstriche ziehen sich über die Oberfläche wie die sanften Linien japanischer Kalligrafie. Jede Bewegung wirkt überlegt, und doch frei – ein Echo des anmutigen Rhythmus der Natur selbst. Es liegt etwas Meditatives darin, wie das Pigment mit dem Steinzeug tanzt und einen Moment der Stille in der Bewegung einfängt.

Dies ist kein Gaiwan, der Bewunderung einfordert. Er lädt einfach dazu ein – durch die Wärme deiner Handfläche, das Geräusch des sich drehenden Deckels, den Dampf, der aus den Blättern aufsteigt. Ein Stück, das benutzt, mit dem gelebt und das mit der Zeit geschätzt werden möchte.

Geschrieben von Sven