Tee-Blindverkostungsset #2

Bei dieser Blindverkostung trifft der Verkoster auf drei Tees einer bestimmten Kategorie und einen weiteren aus einer sehr ähnlichen Kategorie. Dass einige grüne Tees dabei sind, dürfte selbst dem Neuling klar sein; wenn Sie schon ein paar Mal im (Tee-)Geschäft waren, haben Sie vielleicht das schwarze Schaf erraten: ein gelber Tee!
Anhand der Blätter kann dies mehr oder weniger offensichtlich sein: Gelbe Tees sind normalerweise deutlich dunkler, aber wir haben einige ziemlich dunkle grüne Tees ausgewählt, um Sie herauszufordern. Wenn Sie diese Tees jedoch blind verkostet haben, war das vielleicht eine größere Herausforderung, denn grüne Tees können ziemlich nussig und würzig sein, während gelbe Tees eher erfrischend sind. Wir haben sogar einen grünen Tee, der aus demselben Gebiet wie der gelbe Tee stammt. Aber nun wollen wir uns ohne Umschweife der Demaskierung widmen:

Tea #1: Xiang Ya

  • Was der Name bedeutet: 'duftender Spross'
  • Herkunft: Mingshan, Ya'an Stadt, Provinz Sichuan
  • Züchtung: unbekannt
  • Geerntet: Mitte März 2021

Dieser weichere, aber immer noch wohlschmeckende grüne Tee wurde am selben Ort angebaut wie der gelbe Tee unten. Sowohl die Verarbeitung als auch das Alter (oder eher die Jugend) halten die Aromen frisch, mit einer viel subtileren Nussigkeit.

Tea #2: Mengding Huang Cha

  • Was der Name bedeutet: 'Mengding Gelbtee'
  • Herkunft: Mingshan, Ya'an Stadt, Provinz Sichuan
  • Züchtung: Zhongcha 302
  • Geerntet am: 5. April 2018

Dieser Tee, einer der wenigen klassischen gelben Teesorten, wurde aufgeschichtet und kurz vorfermentiert, und dieser Prozess scheint sich als leicht herbe Note im Geschmack niederzuschlagen. Ansonsten ähnelt er sehr stark einem grünen Tee und scheint das saftige Mundgefühl gedämpfter grüner Tees mit der Herbheit in der Pfanne gerösteter Tees zu kreuzen. Nach einigen Jahren der Lagerung zeigen sich jedoch mehr und mehr seine gelben Farben.

Tea #3: Xiang Cha

  • Was der Name bedeutet: 'duftender Tee'
  • Herkunft: Songyang, Lishui Stadt, Provinz Zhejiang
  • Züchtung: Zhe Nong
  • Geerntet am: 12. April 2021

Der Xiang Cha ist nicht ganz so raffiniert wie die anderen Tees, hat aber einen reichhaltigen Geschmack mit einigen pflanzlichen Noten, die man auch in einem gelben Tee finden könnte.

Tea #4: Lu'an Gua Pian

  • Was der Name bedeutet: 'Lu'an-Melonenkerne', wegen der Form der Blätter
  • Herkunft: Qituoshan, Jinzhai, Lu'an Stadt, Provinz Anhui
  • Züchtung: aus Samen
  • Geerntet am: 6. April 2021

Die Blätter sind ziemlich dunkel, haben aber ein intensives Grün; auch der Geschmack ist ähnlich grün, mit Noten von Grünkohl und einer subtilen Ingwerschärfe. Dies ist ein klassischer chinesischer Grüntee, und das aus gutem Grund.

Zusammenfassung:

Diese Auswahl stellt sicherlich so etwas wie ein Spektrum dar, auch wenn der gelbe Tee an einem Ende dieses Spektrums steht; man könnte diese Verkostung sogar umgekehrt betrachten, als eine Demonstration der Bandbreite von Grüntees!
Betrachtet man die trockenen Blätter, so ist der Mengding Huang Cha eher ein gedämpftes, waldiges Grün als die anderen, während die feuchten Blätter sich sogar einem bronzenen Gelb nähern. Auch der Likör ist am wenigsten grün, wenn auch nicht so stark ausgeprägt. Die Tees zu verkosten, ohne auf die Blätter zu schauen, ist definitiv eine größere Herausforderung.
Je nachdem, wie man die Tees aufbrüht (und wir haben die empfohlenen Parameter ein wenig vage gehalten), kann man ganz unterschiedliche Erfahrungen machen. Mit ziemlicher Sicherheit ist Lu'an Gua Pian sozusagen das weißeste dieser Schafe, mit einem saftigen Mundgefühl, das fast an das eines Sencha heranreicht, und einem leuchtend grünen Aufguss. Der Xiang Ya ist der nächste typische Grüntee im Spektrum, aber er ist komplexer und je nach Zubereitung bitterer oder weicher. Xiang Cha kann sehr nussig sein, und wenn man bereits nach einem gelben Tee unter den Grüntees sucht, könnte er ein guter Kandidat sein, da er noch nussiger ist als der Mengding. Das Hauptaroma ist jedoch eine fermentierte Note im gelben Tee. Können Sie eine leicht saure Note entdecken, die vielleicht an Apfelsaft oder Rotweinessig erinnert? Diese Note ist zwar auch in anderen Teesorten vorhanden, aber in gelben Tees sehr häufig, während sie in grünen Tees selten ist.
Wenn Sie die Tees nun noch einmal probieren, was unterscheidet dann den gelben vom grünen Tee? Und was verbindet andererseits diese recht unterschiedliche Gruppe von Grüntees?