Die Teepflanze, ihre Herkunft und ihre Geschichte

EINFÜHRUNG

Die Teepflanze, ihre Herkunft und ihre Geschichte

Das Getränk Tee entsteht, indem die Blätter der Camellia Sinensis aufgebrüht werden. Diese immergrüne Pflanze gedeiht in tropischem oder subtropischem Klima.

Die Teepflanze

Camellia Sinensis wird seit der Verbreitung des Tees systematisch gezüchtet und ausgewählte Sorten angebaut. Wie bei Apfelbäumen und Weinreben ergeben sich durch Kreuzungen Cultivars mit individuellem Aussehen und Geschmacksmerkmalen. Natürliche Variationen sind selten. Agrarwissenschaftler definieren mit dem Ausdruck Cultivar die gezielt vorgenommene Züchtung einer Kulturpflanze. Ergebnis ist eine neue Sorte, die gezielt gewonnene Merkmale aufweist. Ein Cultivar unterscheidet sich darin von den wilden Formen der Pflanze.

Verschiedene Cultivars

Die Herkunftsregion der Teepflanze erstreckt sich vom nördlichen Burma (Myanmar) bis in die südchinesischen Provinzen Yunnan und Sichuan.

Die Herkunftsregion der Teepflanze

Greift der Mensch nicht in ihr Wachstum ein, erreicht die Teepflanze mehrere Meter Höhe und ein Alter von über 1000 Jahren. Im gewerblich betriebenen Teeanbau achten die Bauern jedoch darauf, dass die Saat nicht zu hoch schießt: Teepflanzen werden auf eine Höhe gestutzt, die in etwa der Taille eines Menschen entspricht. Das erleichtert die Ernte der Teeblätter: Ein Teepflücker kann aufrecht stehend arbeiten und muss sich weder strecken, noch bücken.

Teebäume und Teebüsche

Charakteristisch für chinesische Teesorten ist ein Name, der ihr Aussehen beschreibt. Die Chinesen bezeichnen die ältesten Teepflanzen aus der Ursprungsregion des Tees als Sorte „der hohen Bäume mit großen Blättern“ (Qiao Mu Da Ye Zhong). Zwei Sorten Tee sind heutzutage am meisten verbreitet. Die eine, Camellia sinensis assamica, wird für Pu-ehr sowie für fast alle indischen Teesorten verwendet, mit Ausnahme des Darjeeling. Pu-ehr ist der weitverbreitetste postfermentierte Tee. Die Chinesen nennen die Camellia sinensis assamica die Züchtung „der großen Blätter“ (Da Ye Zhong).

Ausgehend von den Provinzen Yunnan und Sichuan dehnte sich der Teeanbau auf andere Regionen Chinas aus. Dabei entstanden neue Sorten und einige natürliche Variationen der Pflanze, die dem jeweiligen regionalen Klima angepasst wurden oder sich anpassten, indem sie kleinere Blätter ausbildeten. Diese Tees fasst man zusammen als Camellia sinensis sinensis, eine Klassifizierung, die von der westlichen Welt ausging und übernommen wurde. Der Name meint – anders als es die Bezeichnung suggeriert – noch immer eine Vielfalt an Tees. Die Mehrheit chinesischer Tees sowie japanische Tees und Formosa-Tees aus Taiwan fallen in die Kategorie der Camellia sinensis sinensis. Die Chinesen bezeichnen diese Sorten als „die der kleinen Blätter“ (Xiao Ye Zhong).

Zu den wenigen Ausnahmen zählen der Oolong, der zwischen grünem und schwarzem Tee klassifiziert wird, sowie einige Weißen Tees. Beide sind veredelte großblättrige Tees (Da Ye Zhong). Jedes Jahr kommen weitere Züchtungen hinzu. Chinas Bauern kultivieren mehrere hundert Sorten der Camellia sinensis für den gewerblichen Teeanbau. Das ist die höchste Zahl weltweit.

KURZGESCHICHTE

Chinas Kaiser Schen Nong führte den Tee im Jahr 2737 v. Chr. an seinem Hofe ein – dieser Legende nach beginnt die Geschichte chinesischer Teekultur vor 5000 Jahren. Tatsächlich belegt ist, dass sich die Gewohnheit des Teetrinkens vor 3800 Jahren, während der Shang- Dynastie (1766-1050 v. Chr.), entwickelte. Zuerst kam der Tee in der Provinz Yunnan zum Einsatz, als Medizin. Damals wurden die Teeblätter gemeinsam mit weiteren Bestandteilen der Arzneien in Wasser gekocht, darunter Butter, Gewürze und Kräuter. Buttertee, wie er bis heute in Tibet existiert, erinnert an diese Zubereitungs- und Darreichungsform. Die ältesten Zeugnisse chinesischer Teekultur und Teekonsums werden auf das 10. Jh. v. Chr. datiert. Tee als Getränk war bereits in der Qin Dynastie (3. Jh. v. Chr.) sehr bekannt, endgültig etablierte er sich in der Tang Dynastie (618-907 n. Chr.). Exporte nach Korea, Japan und Vietnam belegen, wie rasch seine Popularität wuchs. In dieser Zeit fällt auch das Erscheinen des ersten Buches über Tee, „Cha Jing“ (Das Buch vom Tee), in dem Autor Lu Yu (728-804) die Teepflanze klassifizierte. Tee wurde zunächst nicht lose gelagert sondern in Brikettform gepresst, um seinen Transport zu erleichtern und die Sorten platzsparend zu lagern. Die mittlerweile gebräuchliche Form, Teeblätter lose zu lagern und zu verkaufen, ist etwa 600 Jahre alt. Sie entstand während der Song und Ming Dynastien. Weltweit verwendet wird die Einteilung chinesischer Tees in sechs Typen: Weißer Tee, Grüner Tee, Gelber Tee, Oolong, Schwarzer Tee und postfermentierter Tee. Charakteristisch für jeden Typus ist die Art, in der die Teeblätter verarbeitet werden.

Gepresster Tee (left) and lose Teeblätter (rechts)

Grüner Tee wird seit dem 12. Jahrhundert produziert, wobei sich seine Herstellungsform verändert hat. Zunächst wurden die Teeblätter mit Wasserdampf gedünstet. Im 16. Jahrhundert, mit der Einführung des Oolong, setzte sich das Rösten des Tees durch. Vor 400 Jahren brachten portugiesische Missionare und Kaufleute chinesische Tees nach Europa. Damit trat der Tee seinen Siegeszug in der westlichen Welt an. 1660 erreichte er Großbritannien, es dauerte aber weitere 100 Jahre, bis er allgemeine Verbreitung fand und die Briten zur europäischen Tee-Nation avancierten. Sie waren es auch, die Tees nach Indien einführten und den Anbau dort entwickelten, bestrebt, das chinesische Monopol zu brechen.

Daten aus der Geschichte des Tees sind nicht absolut zu werten. Die Produktion, Einführung und Verbreitung einer Sorte oder ihre Veredlung erfolgten nie zu nur einem Zeitpunkt sondern waren Ergebnis von Prozessen. So werden die Anfänge gewerblicher Produktion schwarzen Tees zwar auf das 19. Jahrhundert datiert, einzelne Quellen aber deuten seine Verwendung in China bereits in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts an.