Die Flaumhaare dieses Knospen-Tees präsentieren der Nase des Trinkers so etwas wie einen Verwandlungskünstler: Je nach Aufgussart kann man das aromatisch blumige Gesicht sehen oder das bodenständige Antlitz von Holz und Heu schmecken. Eine harzige Note erinnert an ferne Bäume, eine fruchtige Seite an eine saftige Nashi-Birne, und dann erscheint plötzlich der Duft von Lilien. Da Weiße Tees nur in der Sonne oder an der heißen Luft getrocknet werden, verändert sich der Charakter aufgrund der aktiven Enzyme auch mit dem Alter und zeigt in der Teetasse immer wieder neue Entwicklungen.
Die besten Ergebnisse beim Gongfu Cha erzielen Sie, wenn Sie den Tee im traditionellen Gaiwan oder in einer Yixing-Teekanne aufbrühen. Eine zu hohe Wassertemperatur würde die Blätter verbrennen, was zu einem bitteren Geschmack führt.
Von den sechs Teeklassen ist der weisse Tee am einfachsten zu beschreiben, jedoch bei Weitem nicht am simpelsten zu produzieren. Die frischen Blätter werden im Freien im Schatten oder in Räumen mit guter Luftzirkulation getrocknet. In der Regel genügt es, die Blätter luftzutrocknen. In wenigen Fällen müssen diese aber noch gebacken werden, damit sich auch noch der letzte Rest der Feuchte verflüchtigt. Insbesondere in der Provinz Yunnan werden einige weisse Tees stattdessen in der Sonne getrocknet.
Grüner Tee unterscheidet sich von weissem Tee. Die Blätter von grünem Tee werden gleich nach der Ernte erhitzt, um die Oxidation zu vermeiden. Weisser Tee oxidiert beim Trocknen und wird nicht hitzebehandelt, was die Oxidation stoppen würde. Diese unterschiedliche Produktionsweise von weissem Tee beschert uns ein zartes, delikates Getränk, ohne die astringierenden und grasigen Noten, die typisch für grünen Tee sind.